“Was wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über Corona wissen.”
Der Satz klingt wichtig – und beinahe wissenschaftlich.
Nur, kurz nachdenken, bedeutet es, dass wir eben nicht wissen.
Wohl die meisten Entscheidungen im Leben sind Entscheidungen unter Unsicherheit, so auch im Fall Corona. Das gilt für den Wissenschaftler genau so, wie für den “ganz normalen” Bürger.
Leider befreit uns diese Unsicherheit nicht davor, Entscheidungen zu treffen. Auch wenn ein “Erfolg” nicht sicher ist.
Je mehr ich mich zum Thema informiere (oder versuche mich zu informieren), desto klarer wird, dass mit der zunehmenden Informationsflut auch die Anzahl der sich widersprechenden Informationen wächst. Das liegt unter anderem daran, dass in sehr kurzer Zeit sehr viele Informationen anfallen.
Weil nun viele dieser Informationen nicht wirklich Informationen sondern nicht ausgewertete Daten sind, wächst die Unsicherheit.
Wie gehe ich damit um?
Hm. Weil ich, wie viele Andere auch, zu einer Risikogruppe gehöre, habe ich manchmal Angst und fühle mich (ziemlich!) scheiße.
Wie auch immer irgendwelche Wahrscheinlichkeiten aussehen mögen, so sind es eben Wahrscheinlichkeiten und keine Sicherheiten. Das ändert sich auch durch langes nachdenken (oder grübeln) nicht.
Ich kann bei Worldometers und/oder beim RKI die Zahl der Infizierten – und wo Deutschland in der Rangliste steht – beobachten, an meinen persönlichen Wahrscheinlichkeiten ändert sich dadurch nicht besonders viel. Ebenso ändert es nicht viel an den Wahrscheinlichkeiten der Menschen, die mir wichtig sind.
Wenn ein wirksames Medikament und/oder ein wirksamer Impfstoff gefunden werden, dann werden sich die Wahrscheinlichkeiten für den Einzelnen deutlich verändern. Wohlgemerkt, die Wahrscheinlichkeiten.
Ob nun der Einzelne von scheinbaren Sicherheiten ausgeht, weil es den Umgang mit der Situation erleichtert (oder erst ermöglicht), oder andere Möglichkeiten ausprobiert, das wird sich von Mensch zu Mensch unterscheiden.
Ich versuche, die Dinge so zu betrachten, wie die Dinge eben sind. Das ist sicher nicht immer einfach.
Sich ein bisschen Illusionen hingeben, so tun “als ob” etwas ein bisschen anders als die nackte, kalte Wirklichkeit ist, mag für manche Menschen die beste (oder einzige) Möglichkeit sein, mit der Situation umzugehen. Solange dies nicht zu schädlichem Verhalten führt, wem stünde es zu, dies zu kritisieren?
Andere werden miteinander texten oder gar telefonieren und Erfahrungen und gelernte Strategien austauschen, sich gegenseitig soweit als möglich unterstützen.
Ach ja, so am Rande: regelmäßig Hände waschen und soweit möglich Abstand halten. Nicht vergessen. Wenig ins Gesicht fassen, auch nicht ins eigene.
Vielleicht auch noch darüber nachdenken, ob nicht weniger Nachrichtenkonsum mehr nützlich als schädlich sein könnte?